Im Linzer Landestheater bleibt der Vorhang derzeit geschlossen. Was passiert in den Häusern, probt das Ensemble eigentlich und wie sieht der Alltag aus? Das sind Fragen, die sich auch das Publikum des Linzer Landestheaters stellt. Silvana Steinbacher im Gespräch mit Intendant Hermann Schneider, Geschäftsführer Thomas Königstorfer und dem Chefdirigenten des Bruckner Orchesters Markus Poschner über Produktionen im Warteraum, Hindernisse und mögliche Perspektiven.
Herr Intendant Schneider, das Wiener Burgtheater hat während der Pandemie bisher vier Spielpläne entwickelt, die nicht realisiert werden konnten. Wie sieht es dahingehend im Linzer Landestheater aus?
Im Unterschied zum Burgtheater haben wir sieben Spielpläne entwickelt. Wir erleben seit vergangenem Herbst eine Stop-and-go-Politik. Diese Entscheidungen und Revisionen von Entscheidungen sind psychotechnisch, aber auch ökonomisch sehr belastend. Seit dem Jahreswechsel haben wir dann nicht mehr mit einer fixen Planung gerechnet. Inzwischen sind 15 Produktionen zur Premierenreife gebracht, und wir befinden uns in der absurden Situation, diese Produktionen zu „beproben“. Das heißt, wir haben sie, um es mit einem Bild zu verdeutlichen, ins Tiefkühlfach gelegt, wir können sie aber jetzt nicht einfach nur in die Mikrowelle stellen, sondern müssen sie dann immer auch ein wenig neu zubereiten und darin besteht auch unsere bildhaft gesprochen gastronomische Tätigkeit.
Die Künstler*innen wissen also nicht, wann und ob sie überhaupt auftreten können. Ich kann mir vorstellen, dass dies für das Ensemble irritierend wirkt.
Schneider: Ja, es entstehen Verletzungen. Die Stimmung im November war ausgezeichnet, die Künstler*innen konnten wieder proben, das hatten sie im Frühjahr nicht. Jetzt aber wissen sie, dass all das, was sie an Probenarbeit investieren, möglicherweise niemanden erreicht. Unser Werk vollendet sich aber nur durch das Publikum. Man sät, aber man erntet nicht, und das ist verheerend, ein Schmerz! Ich merke, dass die Künstler*innen dünnhäutig, deprimiert werden. Die ästhetische Vermittlung bekommt keine Erfüllung. Wir sind sozusagen um unser Zentrum gebracht.
Herr Poschner, unter welchen Bedingungen arbeiten Sie als Chefdirigent des Bruckner Orchesters mit den Musikerinnen und Musikern. Tragen Sie während der Proben Masken?
Wir proben und spielen alle mit Maske. Das ist für einen Dirigenten schon ziemlich kurios, denn ich agiere ja auch mit Mimik. Die Situation ist aber auch nicht angenehmer für die Streicher*innen beispielsweise. Unser Bereich ist sehr sensibel, und das ist eine neue Ausgangslage für uns alle, auf die wir uns einstellen mussten.