Natur und Kunst – DAS MOTTO DER SPIELZEIT 2021/2022

Intendant Hermann Schneider präsentierte seine sechste Spielzeit

  • 21. April 2021
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  • Text: Philip Brunnader

Unter dem Motto NATUR UND KUNST präsentiert Intendant Hermann Schneider seine sechste Spielzeit am Landestheater Linz. Gemeinsam mit Geschäftsführer Thomas Königstorfer, Chefdirigent Markus Poschner, Schauspieldirektor Stephan Suschke, Tanzdirektorin Mei Hong Lin, der Künstlerischen Leiterin der Sparte Junges Theater Nele Neitzke und dem Künstlerischen Leiter Musical Matthias Davids werden in der Spielzeit 2021/2022 39 Neuproduktionen gezeigt − darunter sieben Uraufführungen, vier Österreichische Erstaufführungen und eine Deutschsprachige Erstaufführung. Hinzu kommen zehn Wiederaufnahmen.

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PK-Foto
v.l.n.r. Markus Poschner, Hermann Schneider, Mei Hong Lin, Matthias Davids, LH Mag. Thomas Stelzer, Nele Neitzke, Dr. Thomas Königstorfer und Stephan Suschke © Petra Moser

Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer:
„Die Corona-Krise hat den Kunst- und Kulturbereich vor enorme Herausforderungen gestellt. Oberösterreich hat sich immer dafür eingesetzt, dass es in der Kultur zu Öffnungsschritten kommt, wenn es die Gesamtsituation erlaubt. Auch wenn der genaue weitere Verlauf der Corona-Krise nicht planbar ist, gibt es nun Lichtblicke für einen baldigen Neubeginn des kulturellen Lebens. Der Spielplan des oö. Landestheaters ist ein starkes Zeichen für diesen Neubeginn. Dem Publikum wird ein besonderes, vielfältiges und einzigartiges Programm geboten.“

Hermann Schneider, Intendant:
„Über ein Jahr währt nun schon die Pandemie, der so viele Menschen zum Opfer gefallen sind, die so viel Leid gebracht hat. Und wir haben in diesem Jahr viel gelernt und erfahren, was menschliche Gesellschaft, Miteinander, Solidarität und Gemeinsamkeit bedeuten. Gerade der Mangel hat dies offenbar gemacht. Das gilt auch für unsere Kunst, deren Ausübung und Erfahrung nahezu völlig zum Erliegen gekommen ist. Umso mehr hegen wir die Zuversicht, dass diese Zeit bald hinter uns liegen mag, und wir eben mit und durch unsere Kunst den Menschen eben all das wieder geben dürfen, was wir alle so schmerzlich vermissen: Gesellschaft, Miteinander, Solidarität und Gemeinsamkeit. Diese Werte und deren ästhetische Vermittlung sollen unseren neuen Spielplan bestimmen.“

Thomas Königstorfer, Geschäftsführer:
„So viele Kulturschaffende waren in den letzten 13 Monaten ständig stand-by, um vermeintlich bald wieder vor Publikum spielen zu können, und mussten dann doch immer wieder enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass COVID-19 ihrer Kunst im Wege stand. Nun freuen wir uns auf ein Spieljahr 2021/2022und auf Besucher, die endlich wieder in unseren Häusern mitfiebern und applaudieren werden. Unser Publikum darf sich kommende Saison auf eine wahres „Best-Of“ der Theater- und Opernliteratur freuen, auf ein Spieljahr mit einer Boheme, einem Figaro und einer Aida … auf große Musicals wie Priscilla und Titanic … auf den braven Soldaten Schwejk sowie auf Liebesgeschichten und Heiratssachen … und auf Cinderella und Schwanensee. Alles zusammen ein Ausrufezeichen für das „Jahr eins“ nach der Lockdown-Saison!“

Markus Poschner, Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz:
„Wir geben die Hoffnung nicht auf, spätestens zum Start der neuen Saison wieder aus dem Vollen schöpfen zu können. Unser Opernspielplan steht für sich! Und ist Ausdruck genau dieser Sehnsucht. Mit „La Bohème“ steht eine der tiefgründigsten, berührendsten und erschütterndsten Geschichten aller Zeiten am Anfang unserer Spielzeit, eine Erzählung über Liebe, Schuld und Tod in schicksalhaften Zeiten. Puccinis berühmtes Werk ist musizierte Verzauberung, zerbrechlich, verletzlich, schockierend. Ich wünsche mir heute nichts sehnlicher, als gemeinsam erlebbare, intensive und unvergessliche Opernabende mit unserem Publikum.“

OPER/OPERETTE

Von „La Bohème“ über „Aida“ bis „Parsifal“

Foto. Robert Josipovic

Die Opernsaison startet mit einem der beliebtesten und meistgespielten Werke des Opernrepertoires: Giacomo Puccinis Meisterwerk La Bohème – die bitter-süße Liebesgeschichte des erfolglosen Dichters Rodolfo und der Näherin Mimì. Regie führt Götz-Friedrich-Preisträgerin Mizgin Bilmen, die Musikalische Leitung übernimmt Chefdirigent Markus Poschner. Mit Verdis spektakulärster Oper Aida erwartet das Publikum ein einzigartiger Psychokrimi mit unsterblichen Opernmelodien und einem der berühmtesten (Triumph-)Märsche der Musikgeschichte (Regie: Sabine Hartmannshenn, Musikalische Leitung: ständiger Gastdirigent Enrico Calesso).

Weitere Klassiker wie Mozarts musikalische Komödie Le nozze di Figaro (Regie: François De Carpentries, Musikalische Leitung: Markus Poschner) oder Richard Wagners letzte Oper, sein Bühnenweihfestspiel Parsifal (Regie: Stephan Suschke, Musikalische Leitung: Markus Poschner) stehen ebenso auf dem Spielplan wie die Uraufführung des Musiktheaters Unter dem Gletscher von Michael Obst. Für das Libretto (nach dem Roman Am Gletscher des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness) und die Inszenierung zeichnet Hermann Schneider verantwortlich. Des Weiteren bringen wir im Großen Saal des Musiktheaters Franz Lehárs Meisterwerk der späten Wiener Operette Der Graf von Luxemburg, voller mitreißender Melodien, Tempo und Witz, inszeniert von Thomas Enzinger, dem Intendanten des Lehár Festivals Bad Ischl.

In der BlackBox darf man wieder auf Entdeckungen und weitere Opernschätze gespannt sein: darunter Cimarosas Opera buffa Il matrimonio segreto, oder die Uraufführung einer Kammeroper in einem Akt von Marijn Simons Lachesis, bei der Intendant Hermann Schneider als Librettist wieder in Erscheinung tritt. Ein musiktheatraler Doppelabend unter dem Titel Kain und Abel oder Der erste Mord kombiniert Bernardo Pasquinis frühbarockes Oratorium Caino et Abel aus dem Jahr 1671 in einer szenischen Aufführung mit George Antheils 1954 uraufgeführten Kammeroper The Brothers. Mit Europeras 3&4 widmet sich das Oberösterreichische Opernstudio einem Werk des wohl bekanntesten experimentellen Komponisten des 20. Jahrhunderts, John Cage.

Die Wiederaufnahme des Kammer-Musiktheaters Die Katze, die ihre eigenen Wege ging für alle ab 6 Jahren, rundet den Opernspielplan ab.

MUSICAL

Das Hit-Musical „Wie im Himmel“ eröffnet die Spielzeit 2021/2022

Foto. Robert Josipovic

Mit gleich fünf Premieren und zwei Wiederaufnahmen wartet die Sparte Musical auf. Das Musicalensemble eröffnet die kommende Spielzeit mit der Deutschsprachigen Erstaufführung des Hit-Musicals Wie im Himmel (Regie: Matthias Davids). Schwedens wohl bekanntester, vielfach preisgekrönter Film wurde durch Drehbuchautor Kay Pollak selbst und den Komponisten Fredrik Kempe zu einem bewegenden Musical umgeschrieben. Stephan Elliotts Film Priscilla – Königin der Wüste war ein Überraschungshit und wurde 1995 mit einem Oscar ausgezeichnet. In der Musicaladaption erklingen zahlreiche Disco-Superhits – von „It’s Raining Men“ der Weather Girls über Tina Turners „What’s Love Got To Do With It“ bis hin zum Village-People-Knaller „Go West“. Glitzerkostüme, große Herzen und Hits am laufenden Band! Regie führt Christoph Drewitz.

Mit Titanic erwartet das Publikum ein zeitloses Bühnenwerk mit beeindruckenden Ensemblenummern und großorchestrierter Musik. Die Broadway-Produktion erhielt fünf Tony Awards, darunter auch Bestes Musical. Uraufführung: 2016 schrieben die Norweger Gisle Kverndokk und Øystein Wiik für das Landestheater Linz das mehrfach preisgekrönte Musical In 80 Tagen um die Welt. Dieses Mal adaptierten sie Ingmar Bergmanns berühmte Familiengeschichte Fanny und Alexander zu einem Musical (Regie: Matthias Davids).

Unter dem Motto „Jugend spielt Musical“ bringt die Sparte Musical in Kooperation mit dem Jungen Theater ein Stück für und mit Jugendlichen. Für das Musical GRIMM! (Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf) werden bei einem Casting im Herbst 2021 jugendliche Darsteller*innen ab 12 Jahren gesucht, die unter Anleitung eines professionellen Teams (Regie: Heidelinde Leutgöb) singen, tanzen und spielen. Auch die Band besteht aus jungen Musiker*innen, die gemeinsam mit dem OÖ. Musikschulwerk zusammengestellt werden.

Des Weiteren darf man sich auf die Wiederaufnahmen von Piaf und Lieder für eine neue Welt freuen.

Matthias Davids, Künstlerischer Leiter der Sparte Musical:
„Reisebeschränkungen sind so was von 2020/21! In der neuen Spielzeit geht‘s mit Volldampf auf eine 5-Sterne-Musicalrundreise: zuerst in das kleine schwedische Dorf Lysåker, von dort ins schöne Wien, mit dem Bus quer durch die Hitze Australiens, dann mit der Titanic Richtung New York (bitte Schwimmwesten mitbringen) und schließlich wieder zurück nach Schweden, diesmal ins schöne Uppsala. Reiseempfehlung! Buchen Sie jetzt!“

TANZ

„Cinderella“, „Liebesbriefe“ und „Schwanensee – Traum und Wirklichkeit“

Foto. Robert Josipovic

Die Tanzsparte startet die neue Saison mit Sergej Prokofjews Cinderella, einem Klassiker der Moderne. Prokofjew schuf mit seiner Komposition über das zeitlose Märchen vom Aschenputtel eine der stärksten Ballettmusiken. Den Tanzabend Liebesbriefe möchte Mei Hong Lin als Trost, als Aufarbeitung und als Motivation zum Neubeginn verstanden wissen. Ihr Tanzabend zeigt aber vor allem eines: Es gibt Hoffnung und eine neue Schöpferkraft – immer und überall.

Als dritte Tanzpremiere darf man sich auf Peter I. Tschaikowskys Schwanensee – Traum und Wirklichkeit freuen. Tschaikowskys Meisterwerk gilt als Meilenstein der Balletttradition. In ihrem Tanzabend wird sich Mei Hong Lin mit Fragestellungen von Identitätsfindung und -verleugnung und deren Auswirkungen auf die Kunst beschäftigen.

Mei Hon Ling, Tanzdirektorin:
„Zwei große Klassiker des Balletts in neuen Interpretationen und ganz aktuelles Tanztheater in der Blackbox: das sind die Premieren, zu denen wir Sie in der nächsten Spielzeit herzlich einladen! „Cinderella“ von Prokofjew, romantisch, bunt und schräg, sowie eine Weiterentwicklung unserer letzten Interpretation von Tschaikowskys „Schwanensee“ treffen auf die Unmittelbarkeit der Bilder in „Liebesbriefe“. Wir freuen uns, bald wieder für Linz tanzen zu dürfen.“

SCHAUSPIEL

Tragödie, Trauerspiel, Komödie, Posse, Volksstück, Dokumentartheater und vieles mehr!

Foto. Robert Josipovic

Das Schauspielhaus und die Kammerspiele an der Promenade werden unter Schauspieldirektor Stephan Suschke wieder ein Ort für Tragödie, Trauerspiel, Komödie, Posse, Volksstück, Dokumentartheater und vieles mehr. Eröffnet wird die neue Spielzeit mit Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (Regie: Matthias Rippert) nach dem Roman von Jaroslav Hašek. Es folgt die Österreichische Erstaufführung von Thomas Melles Ode, in der gekonnt wie humorvoll, die Ansichten zu zeitgenössischer Kunst durch den Kakao gezogen werden (Regie: Peter Wittenberg). Susanne Lietzow nimmt sich in Friedrich Hebbels Trauerspiel Die Nibelungen dem Spiel zwischen Machteliten an. Weiter geht es mit einem der bedeutendsten Werke der Weltliteratur: Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften, inszeniert von Christoph Diem. Schauspieldirektor Stephan Suschke richtet in Klaus Manns Mephisto den Blick auf Schauspieler und deren zwiespältiges Verhältnis zur Macht. Nach dem großen Erfolg von Mythos VOEST erkunden Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura in ihrem neuen Dokumentarstück Zehn Ave Maria (Uraufführung) das Lebensgefühl moderner Christen, insbesondere moderner Katholiken. Mit Die Geierwally (Regie: Sara Ostertag) wendet man sich einer mittlerweile mythisch gewordenen Figur zu, in der das Wissen um Realität und Erfindung immer mehr verschwindet. Nestroys Posse Liebesgeschichten und Heiratssachen (Regie: Dominique Schnizer), Horváths Volksstück Geschichten aus dem Wienerwald inszeniert von Stephanie Mohr und Heiner Müllers Shakespeare-Übersetzung der Tragödie Macbeth (Regie: Stephan Suschke) komplementieren den Spielplan.

Auf der Studiobühne sind neben der rasanten Tragikomödie Jenny Jannowitz von Michel Decar (Studioproduktion mit Studierenden der Anton Bruckner Privatuniversität), Theresia Walsers Komödie Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm und Daniel Kehlmanns Pointenfeuerwerk Der Mentor zu sehen.

Wiederaufgenommen werden in der Sparte Schauspiel Peter Shaffers Theaterstück Amadeus sowie Thomas Bernhards Komödie Die Macht der Gewohnheit (In Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden).

Stephan Suschke, Schauspieldirektor:
„Theater ist einer der letzten Räume, in denen Menschen verschiedener sozialer Schichten und unterschiedlicher politischer Anschauungen gemeinsam etwas erleben und sich darüber verständigen können. Wir freuen uns auf Sie und gemeinsame spannende Theaterabende im Schauspiel an der Promenade!“

JUNGES THEATER

Ein Kosmos für Kinder und junge Erwachsene!

Foto. Robert Josipovic

Das Junge Theater hofft, dass im kommenden Spieljahr die wunderbaren Stücke der noch laufenden Spielzeit 2020/2021 das Licht der Bühnenwelt erblicken werden, darunter Die Zertrennlichen (10+), ein wunderschön poetisches Stück über Vorurteile, Hass, Selbstbestimmung und Liebe, 2018 mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet, Lewis Carrolls beliebter Klassiker Alice im Wunderland (6+) oder Felix Saltens Erzählung Bambi (8+).

Dazu gesellt sich ein Kosmos für Kinder, der in verschiedenen Varianten von Geschichten erzählt – die Geschichtenretterin Jenny Hübner greift ein (6+) – ein Theaterabenteuer von Hartmut el Kurdi, Zwei Tauben für Aschenputtel (6+) erzählen Grimms Geschichte neu und das Märchenchaos Es war einmal … stellt die Grimmsche Welt auf den Kopf. Für junge Erwachsene wird mit den Jugendstücken Mongos und Die Weiße Rose von Freundschaft und Freiheit erzählt.

Außerdem entwickelt sich die Netzbühne, deren erste beiden Produktionen mit dem Spezialpreis des STELLA*21: „Für innovative Formate, die über die Bühnen hinausgehen“ bedacht wurden, mit der Uraufführung des Live-Online-Stückes Alienation weiter.

Des Weiteren darf man sich auf die Wiederaufnahmen von Junger Klassiker – Faust Short CutsErwartung: Erster Schnee und Tschick freuen.

Nele Neitzke, Künstlerische Leiterin des Jungen Theaters:
„Ich freue mich riesig auf all das Schöne der nächsten Spielzeit. Aber vor allem freue ich mich auf unser Publikum, denn Theater ohne Publikum ist trostlos. Ein Planet ohne Sonne, ein Organismus ohne Leben, ein Ich ohne Du. Und darum feiern wir das Wiedersehen mit unglaublichen neun Premieren und drei Wiederaufnahmen – ein Theaterfest der Superlative!“

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