Ausgangspunkte waren zum einen die Frage nach den eigentlichen Herkünften der Tänzer:innen und danach, welche dieser Aspekte sie tagtäglich zum Tanzen und Schaffen inspirieren. Zum anderen, oder vielmehr im nächsten Schritt, sollten diese losen Stränge zu einer gemeinsamen Identität verwoben werden. Genau diese Prozesse vermittelt der Titel – Traces, die Spuren der individuellen Charaktere, Labo, das Labor, der Raum des Ausprobierens. Ein solcher tänzerischer Research ist im zeitgenössischen Tanz eine Methode, um neues oder eigenes, ungewohntes Bewegungsrepertoire zu entwickeln. Genau das tat TANZ LINZ im Januar und Februar. Erkunden, wer sie sind, wer sie sein wollen und wie man dies in gemeinsamen Bewegungen ausdrücken kann.
Hinako Taira (Japan) und Yu-Teng Huang (Taiwan) kondensierten daraus einen (bisher) halbstündigen Tanzabend. Nach einem ersten Brainstorming galt es, aus Improvisationsaufgaben ein kohärentes Stück zu gestalten. Dies ist einfach gesagt, beinhaltet jedoch unterschiedlichste Herausforderungen – etwa die besprochenen Ideen und Impulse in Bewegung zu übersetzen und in diesen Bewegungen eine gemeinsame Basis zu finden. Zusätzlich galt, in diesem Prozess stets offen und im Austausch zu bleiben. Hinako Taira legte den Fokus darauf, einen gemeinsamen Flow zu finden, die Energien zu bündeln – die Inspiration stammte aus der Natur und deren zyklischen Bewegungen. Beispielsweise nutzte sie auch die Energie der Musik, allein die musikalische Erzählung in Vivaldis Sommer genügte, um choreographische Bilder in ihrem Kopf entstehen zu lassen. Yu-Teng Huang hingegen suchte nach Spuren zwischenmenschlicher Beziehungen. Was bedeuten unsere Alltagsrollen als Kolleg:innen, Eltern, Kinder, Freund:innen? Diese Fragestellungen führten zu einer direkten Auseinandersetzung der Tänzer:innen untereinander und zeigten das Wesen des Tanzes: Berührung und Interaktion, auch mit dem Publikum.