Über Vorbilder

Zur Premiere von Die weiße Rose.

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Wir hatten Die weiße Rose eigentlich schon im April 2020 zur Aufführung bringen wollen. Der Artikel, den ich damals geschrieben hatte, hat es nie in den Druck geschafft. Die Pandemie hat viele Pläne über den Haufen geworfen und nun, drei Jahre später, benötigt der Text ein Update.

Denn das Thema holte mich ein, als sich eine junge Frau, die als „Jana aus Kassel“ bekannt wurde, im November 2020 auf einer Demonstration der Querdenker gegen die Coronamaßnahmen mit folgenden Worten äußerte: „Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin.“

Sophie Scholl gilt als ein mutiges Beispiel, sich gegen Diktatur, Krieg und für Menschlichkeit einzusetzen – koste es, was es wolle. Eine Meinung zu vertreten, die von der Mehrheit nicht geteilt wird, verlangt immer etwas Mut, und auf einer Demonstration zu sprechen ist aufregend. Sich allerdings mit Sophie Scholl zu vergleichen, während man unter Polizeischutz das demokratische Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen darf – das ist im besten Fall naiv und unwissend. Die junge Frau bekam umgehend und zu Recht Kritik, ihre Aussage verharmlose den Terror des NS-Regimes.

Sophie und Hans Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf, Prof. Kurt Huber und weitere Mitstreiter:innen riefen während der Herrschaft des Nationalsozialismus zum Widerstand gegen die Diktatur auf. Die lose Gruppe verfasste sechs Flugblätter, die sie auslegte und per Post an wahllose Adressen verschickte. Einmal schrieben sie nachts Parolen an Münchner Hauswände („Nieder mit Hitler!“). Von einer gesetzlich legitimierten Demonstration konnten sie nur träumen. Flugblätter und Graffitis reichten, um vom Staat zum Tod verurteilt zu werden.

„Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa[s] …“, so formulierte die Gruppe ihre Hoffnung für die Zukunft: ein Europa der Zusammenarbeit, föderalistische Strukturen und gestärkte Rechte der Arbeiter:innen (einen „vernünftigen Sozialismus“). Ihre Hoffnungen haben sich im Großen und Ganzen erfüllt (darum sind auch Demonstrationen gegen die aktuelle Politik des eigenen Staates hier legal und werden sogar geschützt). Doch natürlich gibt es keine Garantie, dass wir diese Errungenschaften für immer behalten können. Fake News und Populismus setzen die Demokratie unter Druck. Die Pandemie und die dagegen eingesetzten Maßnahmen (die ja darauf abzielten, Menschenleben zu schützen) hat beiden Tendenzen Auftrieb verschafft. Der Krieg in der Ukraine hat uns bewusst gemacht, wie wenig selbstverständlich der Frieden ist. Der Klimawandel wird uns noch vor riesige Herausforderungen stellen. Daher sollten wir uns unserer Freiheiten, unserer demokratischen Rechte und Pflichten, unserer Ideale und unserer Menschlichkeit bewusst sein und sie schützen. Wir können und sollten uns die Mitglieder der Weißen Rose als Vorbilder nehmen – dennoch sollten wir hoffen, nie in einer vergleichbaren Situation zu sein.

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(Für alle, die nicht über den QR-Code im Programmheft hergefunden haben, ist die Lektüre natürlich nicht weniger empfehlenswert!)

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