Vermittelt durch den großen Barden pflanzt sich diese manichäische Dramaturgie (Verzeihung!), diese Einteilung der Welt in Mächte des Guten und des Bösen bis zu uns heute fort. (Schauen wir zum Beispiel zu den alten Griechen, zeigt sich, dass sie auch die Geisterwelt nicht einfach in Gut und Böse einteilten, und die Menschenwelt noch weniger. Und wer die Klassiker der Griechen einteilend nach Gut und Böse inszeniert, der wird nicht glücklich werden.)
Und damit wären wir auch schon bei Nestroy. Denn ganz wie für Shakespeares König Heinrich oder für Othello, ist es auch für Wendelin Pfrim praktisch unmöglich zu erkennen, wer in seiner Umgebung zu den Guten und wer zu den Bösen zählt. Wem er also trauen können sollte und wem nicht. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Personen, die um ihn herum sind, nicht lauter Politiker, Oberrichter, hohe Würdenträger wären, von denen, logischerweise, auch noch sein persönliches Schicksal (und das seiner Eltern) abhängt.
Und jetzt das Alles bitte noch auf Österreichisch: Denn, na klar, die Guten sind hier in Wahrheit die Bösen, und die Bösen die Guten. Insbesondere die Figur des Oberrichters Thurming, den positiven Helden des Stücks, nimmt Pfrim für das genaue Gegenteil von dem, was er wirklich ist. Da sich nämlich Pfrims und Thurmings Wege erstmals nachts in einem Donnerwetter kreuzen, und weil Pfrim zuvor gelästert hat, hält er den Oberrichter glattweg für den Teufel. Was Pfrim allerdings nicht hindert, einen Kontrakt mit ihm zu schließen und einen Beutel voller Gold von ihm zu nehmen. Das Ganze also ein Mysterienspiel auf Speed. In der Mitte steht ein zwar im Herzen guter Kerl, der Kleinbürger, der keiner Fliege was zu Leide tun kann, doch in seiner politischen Desorientiertheit nimmt er stets den Busch für den Bären und stiftet mit tatkräftiger Unterstützung seines ebenso ahnungslosen Vaters so lange Verwirrung, bis die üblen politischen Verhältnisse kapitulieren und sich in Wohlgefallen auflösen.
In den verqueren, wenn auch sehr lustigen theologischen Kategorien des Stücks deuten sich im Hintergrund gewisse Wirren an, die in der soeben in Österreich gescheiterten Revolution eine Rolle gespielt haben dürften. Auf die Bühne bringen durfte man das 1849, trotz vorübergehender Abschaffung der Zensur, natürlich nicht. Nestroy war das allerdings egal. Und die Religion stand mit dem Theater ohnehin auf Kriegsfuß.