DAS LANDESTHEATER LINZ TRAUERT UM SEIN EHRENMITGLIED BALDUIN SULZER

DAS LANDESTHEATER LINZ TRAUERT UM SEIN EHRENMITGLIED BALDUIN SULZER

  • 10. April 2019
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  • Text: Christoph Blitt

(15. März 1932 - 10. April 2019)

Er war Denker und Priester, Historiker und Kritiker, Domkapellmeister und Organist, Chorleiter, leidenschaftlicher Pädagoge und Komponist. Doch sein Wirken belegt eindrücklich, dass dieser Mensch mehr war als die Summe all dieser unterschiedlichen Tätigkeiten und Berufungen. Balduin Sulzer war das, was man einen Universalkünstler und -gelehrten nennt. In der von ihm gelebten Verbindung von Spiritualität, künstlerischem Gestaltungswillen und den Menschen zugewandter humoriger Offenheit war er ein wahrhaft barocker Geist. So weisen seine Kompositionen, die eine beeindruckend facettenreiche Bandbreite von Werken für Solo- und Kammerbesetzungen über Sinfonisches bis hin zur Oper widerspiegeln, immer auch philosophische Schichten auf, ohne jemals in die Gefahr zu geraten, unsinnlich-akademisch zu wirken.

Das Landestheater Linz verdankt Balduin Sulzer viel. So schärften die Uraufführungen seiner Opern In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa (1984), Proteus oder Alte Griechen und junge Frauen (1998) und Kaspar H. (2011) nicht nur das Profil dieses Hauses als einen Ort der Moderne und des Aufbruchs. Sondern darüber prägte er mit seinem nachgerade missionarischen Eifer, den er bei seinen Tätigkeiten als Chorleiter, Musiklehrer und Kritiker stets offenbarte, Generationen von Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern. Und eben diese sind dank seines Wirkens dem Theater als kritisches und vor allem wissendes Publikum verbunden oder sie lassen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf und hinter der Bühne etwas von Balduin Sulzers Energie in der Theaterarbeit fortleben. So war es nur angemessen, dass das Landestheater ihm aus Anlass seines 80. Geburtstages 2012 die Ehrenmitgliedschaft verliehen hat.

Für das Publikum des Linzer Musiktheaters ist Balduin Sulzer nach wie vor präsent, komponierte er doch für das neue Haus die Einlass- und Pausengongs. Somit sind seine Klänge auch in Zukunft bei den Besucherinnen und Besuchern der Vorstellungen mit dem Gefühl gespannt-freudiger Erwartung verbunden. Das dürfte Balduin Sulzer, dem diese positive Neugierde bis zum Schluss auszeichnete und prägte, gefallen.