Am 19. Oktober feierte Il viaggio Premiere in der BlackBox. Die Uraufführung von Il viaggio des deutschen Komponisten Alois Bröder zeichnet nach zwei Novellen von Nobelpreisträger Luigi Pirandello die stille Sehnsucht, neu zu beginnen. Hoch emotional und dabei fast kammermusikalisch intim begibt sich dieser Doppelabend auf eine Reise in die Abgründe von Hoffnung und Verlangen.
Dass Autor:innen Inspiration aus dem eigenen Leben schöpfen – eine Binsenweisheit. Allerdings eine Binsenweisheit, deren Betrachtung hin und wieder faszinierende Einblicke gewährt. Zu diesen Fällen zählt der italienische Nobelpreisträger Luigi Pirandello ohne Frage. Denn auch wenn Pirandello heute vor allem als Dramatiker bekannt ist – schließlich waren es insbesondere seine Bühnenstücke, die das italienische Theater des 20. Jahrhunderts revolutionierten – enthält sein umfassendes Œuvre zahlreiche Formate, in denen sich erstaunliche Parallelen zu Pirandellos persönlichen Erfahrungen entdecken lassen. Dabei geht es keineswegs um die Idee einer Schlüsselliteratur, welche das Schicksal des Autors aufdecken soll. Vielmehr sind es die kunstvollen Querverbindungen, die entstehen und die kleinen, scheinbar weniger revolutionären Texte, die einen tiefen Einblick in menschliche Schicksale geben.
Dabei wird Luigi Pirandello, der 1867 in Agrigent auf Sizilien – genauer gesagt im Ortsteil Caos – auf die Welt kommt, in die gediegensten Umstände geboren, die ihm zunächst ein angenehmes Leben zu garantieren scheinen. Seine Eltern entstammen den alteingesessenen, wohlhabenden Familien, der Vater besitzt eine Schwefelmine und ist ein glühender Verfechter des Risorgimento. Die Startbedingungen in das Leben scheinen also für Pirandello denkbar gut. Allerdings sind die Parallelen zu den tieftraurigen Figuren in seinen Romanen und Novellen größer als gedacht. Denn nicht nur, dass der Autor mit einem tyrannischen Haudegen von Vater aufwächst – der Duellen nicht abgeneigt ist, der sich mit der Mafia anlegt, der ein legendär zu nennendes Temperament besitzt, das auch im Familienkreis regelmäßig zu Tobsuchtsanfällen führt – sein Leben wird immer wieder von Katastrophen punktiert.