Und das seit vielen Jahren. Wenn du zurückschaust, wir reden immerhin über ein halbes Jahrhundert, wie würdest du die Veränderungen im Ensemble beschreiben? Auch eine ewige Baustelle, ein Kommen und Gehen.
Dieses „Hallo und Adieu“ hat mich schon immer beschäftigt. Ich bin ein Mensch, der gerne bleibt, Beziehungen aufbaut. Die Beziehungen, die trotz des Adieus bleiben, führt man als Juwel weiter. Aber das Kommen und Gehen war mir von vornherein bewusst. Es war klar, wenn der nächste Intendant mich nicht übernimmt, gehe ich zurück und mache mein Innenarchitekturstudium fertig. Meine Eltern waren schon sehr alt und ich bin ein Einzelkind. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, sie zu verlassen. Ich habe nie damit gerechnet, dass ich so lange am Theater bleiben kann. Aber es beglückt mich heute noch, dass es so ist. Theater war und ist für mich Berufung. Die Auseinandersetzung mit Menschen und Leben, mit Herkunft, Zeit und Räumen – mit Gestern, Heute und Morgen – dieses Miteinander oder auch Gegeneinander. Ich könnt nichts anderes machen.
Aber Innenarchitektin hättest du als Alternative gesehen? Wo die Innenarchitektin doch nicht im Ensemble arbeitet, künstlerische Entscheidungen allein verantwortet.
Ich habe 1975 mit Gerhard Brössner das Junge Theater aufgebaut. Da war ich sehr wohl allein als Repräsentantin des Theaters in Schulen in ganz Oberösterreich unterwegs. Am Akademischen Gymnasium Spittelwiese hab ich Inszenierungen mit den Maturaklassen gemacht. In diese Zeit fällt auch mein langjähriger Vertrag im Landesmusikschulwerk für Sprechtraining, szenisches Spiel und Vortragsgestaltung.
Was genau unterrichtest Du?
Hier an unserem Theater probe ich mit den Mitgliedern des Opernstudios und anderen Kolleg:innen Aussprache und Textgestaltung für Szenen aktueller Stücke. Außerdem, außerhalb des Theaterkontextes, unterrichte ich zum Beispiel die richtige Artikulation, wann spricht man Hochdeutsch, wann Dialekt. Wir trainieren, nicht ständig in den Dialekt zu fallen. Das ist schwer genug für Menschen, die das Gefühl haben, sie sind nur dann authentisch, wenn sie ihren Dialekt sprechen. Ich hatte Glück: Meine Mutter hat ein bisschen Bayerisch gesprochen, mein Vater Osttirolerisch. Das zusammen hätte für ein Kind eine lustige Sprache ergeben. So kam das Hochdeutsche von Anfang an in mein Leben.