Die zeitgenössischen Karikaturen zeigen Jacques Offenbach, den Jungen aus Köln-Deutz und Mozart der Champs Élysées als spindeldürres, hochaufgeschossenes Männchen mit großem Kopf; freundlich blickend, immer in Bewegung, mit tausend Dingen gleichzeitig beschäftigt, ein Getriebener. Sein reiches Künstlerleben im opernprallen Paris des 19. Jahrhunderts hatte er zunächst dem Cello, dann der Bühne gewidmet. Sein Glück fand er in der leichten Muse. Ohne seine Buffo-Opern und kleinen Einakter, die er für seine eigene Bühne, die Bouffes-Parisiens komponierte, wäre die Wiener Operette nicht möglich gewesen, hätte es die englische Savoy Opera Gilberts & Sullivans und das amerikanische Musical nie gegeben. Doch auch der so Erfolgsverwöhnte verfolgte eine unerfüllte Sehnsucht. „Etwas Höheres“, ein bleibendes Werk der Opernliteratur wollte er hinterlassen und verfehlte mit dem posthumen Erfolg von Hoffmanns Erzählungen, die er nicht mehr abschließen konnte, sein großes Glück um Haaresbreite.
Offenbachs satirisches Musiktheater, in dem er sich frech und leichtfüßig über Staat, Militär, Finanzwelt und Kirche lustig machte, ist noch immer quicklebendig. Ein Format, das leider kaum noch den Raum für Aufführungen findet, sind seine über 50 kurzen, einaktigen Mini-Operetten. Unterwegs soll diese Lücke schließen.