WIR SIND NOMINIERT: GLEICH DREIMAL!

Drei Nominierungen für den NESTROY 2019 für das Landestheater Linz

  • 14. Oktober 2019
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  • Text: Philip Brunnader

Gleich dreimal ist das Landetheater Linz für den begehrten NESTROY-Preis nominiert.

  • Schauspielerin Anna Rieser ist als bester Nachwuchs weiblich moniert für ihre als Grace in DOGVILLE von Lars von Trier, in der Inszenierung von Schauspieldirektor Stephan Suschke.
  • Regisseur Matthias Rippert als bester Nachwuchs männlich für seine Inszenierung ERNST IST DAS LEBEN – BUNBURY im Linzer Schauspielhaus
  • KASIMIR UND KAROLINE in der Inszenierung von Susanne Lietzow für die beste Bundesländer-Aufführung.

Wir gratulieren allen Nominierten und drücken für die Preisverleihung am 24. November schon jetzt die Daumen!

Theresa Palfi, Alexander Julian Meile | Foto: Norbert Artner

„Kasimir und Karoline“

von Ödön von Horváth, Inszenierung Susanne Lietzow, Landestheater Linz

Jurybegründung
Susanne Lietzow inszeniert Horvath in Ton und Haltung pur und beweist damit, dass Aktualisierung oder karikierende Stilisierung in die Irre führen. Horváths einzigartige Sprache braucht keine Überhöhung, nur sensible Schauspieler, die uns mit ihren Worten in den Bann ziehen. Lietzow hält sich an Horváths „Gebrauchsanweisung“, in der er eine „Synthese zwischen Ironie und Realismus“ verlangt. Wenn dies gelingt, erreicht das Spiel das Ziel: die Demaskierung. Keine Parodie, kein Dialekt, keine neue Sichtweise. Der „Horváth-Stil“ erlaubt die Entfernung vom Realismus nur soweit, als die Allgemeingültigkeit herausgestrichen werden kann. Es muss etwas Unheimliches in den lakonischen Sätzen mitschwingen, ein doppelter Boden, eben der Kampf des Bewusstseins gegen das Unterbewusste. Nichts macht so betroffen wie eine schlichte und ehrliche Aufführung. Für dieses weit und breit konkurrenzlose Lehrbeispiel ein Lob dem gesamten Ensemble – und dem Krokodil. 
(Eva Maria Klinger)

Anna Rieser

als Grace in „Dogville“ von Lars von Trier, Landestheater Linz

Jurybegründung
Auf der Bühne eine Rolle zu spielen, die auf der Leinwand von Nicole Kidman verkörpert wurde, ist eine echte Hypothek. Aber auch sonst ist die Grace in Lars von Triers „Dogville“ eine darstellerische Herausforderung: Eine junge, sich auf der Flucht befindlichen Frau bedankt sich bei den Bewohnern einer Kleinstadt, die ihr Schutz gewähren, mit allerhand kleinen Gegenleistungen, bis sie schließlich als Arbeitstier und Sexsklavin endet. Da entpuppt sie sich als Tochter eines Gangsterbosses und zahlt die Entmenschlichung mit gleicher Münze zurück. Die 1989 geborene Salzburgerin Anna Rieser, seit der Spielzeit 2016/17 in ihrem ersten Festengagement am Landestheater Linz, beherrscht das Zarte wie das Harte, sie kann Beschützerinstinkte wecken und Zähne zeigen. In „Dogville“ gerät sie zunächst unter die Hunde und geht ihnen am Ende selber an die Gurgel. Hätte es nicht mit der Schauspielerei geklappt, wäre sie am liebsten Formel-1-Fahrerin geworden, sagt Rieser. Auch, wer sie in der vergangenen Saison als Charlotte Corday in „Marat/Sade“ oder als Ferdinand Raimunds Geliebte Toni in „Brüderlein fein“ in Gutenstein gesehen hat, weiß es zu schätzen, dass sie nicht im Vollvisierhelm mit 250 Stundenkilometern an einem vorbeisaust. 
(Wolfgang Huber-Lang)

Matthias Rippert

mit der Inszenierung „Ernst ist das Leben – Bunbury“ von Oscar Wilde, deutsche Fassung von Elfriede Jelinek, Landestheater Linz

Jurybegründung
Dieser Regisseur nützt das gesamte komische Potential, das in dieser Komödie lauert, schamlos aus. Ein Sprühregen an Pointen fällt im wahrsten Sinn vom Himmel. Denn die Figuren treten nicht auf, sondern fallen durch ein Loch im Plafond auf die Spielfläche, wo eine riesige Luftmatratze sie auffängt. Das ergibt zusätzliche Überraschungseffekte in der an unerwarteten Verwicklungen reichen Komödie. Ein Feuerwerk an originellen Ideen explodiert am laufenden Band und bei aller Turbulenz beweist der junge Regisseur eine Stilsicherheit, die ihm eine hoffnungsvolle Zukunft eröffnet. Matthias Rippert beweist Talent für Timing, setzt instinktsicher in einer makellosen Personenführung auf Witz und Ironie. Selbst in der Wahl der grellen Kostümierung und in den Musikeinspielungen alter Schmachtfetzen übertritt er nicht die Schwelle zu billigem Klamauk.
 (Eva Maria Klinger)

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