Eine Spurensuche nach Zukunft und Herkunft
Jeden Morgen um 10 Uhr betreten die Tänzer:innen von TANZ LINZ ihren Arbeitsplatz – den Ballettsaal im Musiktheater. Mit dem neuen Format LABO TRACES hat sich TANZ LINZ nun dazu entschieden, genau diesen besonderen Raum zu öffnen und mit dem Publikum zu teilen. Doch dafür braucht es auch ein spezielles Stück, das nicht nur dem Raum Rechnung trägt, sondern auch die Menschen widerspiegelt, die diesen Raum jeden Tag mit Leben füllen. So entstand LABO TRACES.
KINDER, SCHAFFT NEUES!
Ein Abend Mitte Februar, gleißendes Licht auf der großen Probebühne im Musiktheater. Zwölf männliche Sänger und eine Frau proben den Auftritt der Meister im ersten Akt. Nur wenige Minuten wird jene Szene dieses Mammut-Werkes des Bayreuther Meisters am Premierenabend ausmachen, heute beschäftigt sie die beeindruckende Besetzung einen ganzen Abend lang. Regisseur Paul-Georg Dittrich geht ins Detail.
38 | Mit Regisseur:innen arbeiten
Und dann arbeiten Dramaturg:innen natürlich mit den Regisseur:innen zusammen. In der sogenannten Produktionsdramaturgie sind die Regisseur:innen die Hauptansprechpartner:innen der Dramaturg:innen. Beziehungsweise umgekehrt: Die Dramaturg:innen sind die Ansprechpartner:innen der Regisseur:innen – meist aber nicht die Haupt-Ansprechpartner:innen (das sind aus vielen Gründen eher die Bühnen- oder die Kostümbildner:innen). Die Arbeit an der Stück-Produktion teilt sich in drei Phasen: Vorbereitung, Proben, Aufführungen. Die intensivste Zusammenarbeit zwischen Regie und Dramaturgie findet in den ersten beiden Phasen, also in der Vorbereitung und der Probenzeit statt. Da Regisseur:innen im Lauf mehrerer Jahre meistens mehr als eine Inszenierung an einem Theater machen, halten die Dramaturg:innen auch zwischen den einzelnen Projekten mit Ihnen Kontakt und schauen sich andere Inszenierungen dieser Regisseur:innen an anderen Theatern an.
37 | Besetzungen
Besetzungen zu machen gehört zu den heiligsten Geschäften, an denen Dramaturg:innen im Stadttheater teilnehmen. Dramaturg:innen machen ja nur wenige Arbeiten allein – wie ohnehin die meisten Aufgaben am Theater von niemandem allein bewältigt werden – und darum sind sie auch nur Teilnehmer:innen an der Entstehung der Besetzungen. Wer nimmt noch teil? In der Regel die Theaterleitungen, Regieteams und – die Schauspieler:innen. Diese sitzen zwar zumeist nicht mit am Tisch, wenn Besetzungen verhandelt werden (vor allem, weil sie selber stark Partei in Fragen der Besetzung sind), allerdings bewerben sie sich oft im Vorfeld um Rollen oder Mitwirkungen in bestimmten Stücken, was in die Besetzungsarbeit einfließt. Zwei Raster müssen aufeinanderkommen, wenn Besetzungen entstehen: 1) der Ausgleich der Interessen und Bedürfnisse aller Mitwirkenden, 2) die Eigenlogik des Betriebs und der Projekte.
Die Dunkelziffer und der schlimmste anzunehmende Fall
Die renommierte Dramatikerin Kathrin Röggla ist Salzburgerin (und wurde vielleicht deshalb bisher nicht am Landestheater Linz aufgeführt) und lebt heute in Berlin-Neukölln.
36 | Fassungen II
Fassungen für das Theater werden aus den unterschiedlichsten Vorlagen: Es gibt Fassungen von ganz normalen Stücken, von Romanen und von Filmen. Selbst sogenannte Stückentwicklungen oder freie Projekte, die im Lauf der Proben entstehen, brauchen Fassungen, da müssen dann die Dramaturg:innen und Assistent:innen – und Hospitant:innen – auf den Proben dauernd alles mitschreiben und nachts (von einer Probe auf die andere) ins Reine schreiben. Eine grauenhafte Arbeit übrigens. Gut, dass so was heute nicht mehr möglich ist.
35 | Fassungen I
Im echten Leben kann man sie verlieren oder schraubt sich eine Glühbirne hinein, im Theater (und noch mehr im Dramaturg:innenalltag) ist die Fassung ein alles entscheidendes, zentrales Ding, direkt nach der Besetzung und noch vor dem Programmheft. „Hast du schon die Fassung?“ – „Wann machen wir die Fassung?“
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